Viele von uns können sich noch an einen Schulversuch erinnern, bei dem anhand eines Nagels, wenn er unter Wasser, also unter Sauerstoffabschluss aufbewahrt wird kein Rost auftritt.
Deshalb sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass Eisen und Stahl, wenn sie von Erde und Lehm dicht umschlossen sind, also praktisch unter Luftabschluss, vor Zerstörung geschützt sind.
Wie ist es dann möglich, dass ein Eisenrohr in Stücke zerfällt, wenn es unter Sauerstoffausschluss tief in der Erde vergraben liegt, wo doch Mikroorganismensicherstellen, dass anaerobe Bedingungen herrschen, indem sie sämtlichen Sauerstoff verbrauchen, der von der Oberfläche in die Tiefe gelangt?
Für den Mikrobiologen ist die Antwort einfach: Desulfovibrio und elementare Chemie.
Korrosion ist die Reaktion von Eisen mit Wasser. Es entsteht Wasserstoff und Eisenhydroxid.
Ist kein Sauerstoff mehr vorhanden, kann sich dieser Vorgang nicht weiter fortsetzen, da der gebildete Wasserstoff eine Art Schutzschicht um das Metall bildet. Wenn aber Sauerstoff vorhanden ist, reagiert dieser mit dem Wasserstoff zu Wasser. Die Korrosion kann bis zur Auflösung des Eisens fortlaufen.
Wie also schaltet sich Desulfovibrio in diesen Prozess ein?
Die Mikrobe braucht genau den Wasserstoff, der das Metall schützt um Sulfat zu Sulfit zu reduzieren und so Energie zu gewinnen.
Nehmen wir das Beispiel einer Gasleitung, die seit Jahrzehnten durch Wasserstoff geschützt, eine sichere Zuleitung für Erdgas darstellte. Mit der Zeit entfernt Desulfovibrio und andere Bakterien den Wasserstoff und irgendwann tritt an einer Stelle an der die bakterielle Aktivität am höchsten ist ein Loch auf, durch das das Gas entweichen kann.
Diese mikrobielle Korrosion verursacht hohe wirtschaftliche Schäden.
Gas- und Wasserleitungen, Entwässerungsrohre, Gas- und Ölpipes im Meer (Desulfovibrio ist resistent gegen Salzwasser) und Schiffswände werden geschädigt.
Wenn es beim Entlüften von Heizkörpern manchmal etwas nach faulen Eiern riecht, ist dies durch den entstandenen Schwefelwasserstoff bedingt. Selbst die in den Haushalten verwendeten Kupferrohre werden nicht vor solchen Korrosionsprozessen verschont.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie Mikroorganismen am falschen Ort und in großen Mengen zu großen Problemen führen können stammt aus einer Publikation in der Zeitschrift Biodeterioration & Biodegradation und der Beitrag stammte vom Institut für Verteidigungsforschung in Nova Scotia in Kanada.
Ein benzinbetriebenes Turbinenschiff musste einen Tankstopp auf einer Route über die Tropen einlegen. Kurz vor dem Ende der Reise zeigte das Schiff ernsthafte Maschinenprobleme und musste für Reparaturarbeiten außer Betrieb genommen werden.
Als die Maschinen zerlegt wurden, um die Ursache der Schäden festzustellen, entdeckte man den Pilz Hormoconis resinae, der im gesamten Benzinleitungssystem des Schiffes gewachsen war.
Dies führte zu einer so starken Beeinträchtigung der Maschinen, dass das Schiff schließlich zum Stehen kam.
Hormoconis resinae wächst trotz seiner geringen Größe unter optimalen Bedingungen zu riesigen Aggregaten heran und bildet dicke Pilz- und Schleimschichten.
Der Pilz kann im Gegensatz zu andern Mikroorganismen im Wasser von Petroleumöl leben, fast ohne andere Nahrungsquellen und Sauerstoff. Sehr wahrscheinlich verursacht er daher häufig in fast allen Teilen von Benzinturbinen und Treibstofftanks Probleme.
Bei der Untersuchung der Proben aus verschiedenen Teilen der Anlage stellte sich heraus, dass die massive Zell-und Schleimschicht, die zum Versagen der Maschinen geführt hatte, sich aus verschiedenen Mikroorganismen zusammen setzte. Hauptbestandteil war jedoch Hormoconis resinae. Dieser war wahrscheinlich in den Tropen an Bord geschleppt worden. Der Pilz ist zwar bekannt dafür, dass er in feuchtem Petroleum wächst und Dichtungen und Schutzüberzüge angreifen kann, aber dieses Ausmaß der Schäden war völlig unerwartet.
Sie zu beseitigen stellte für die kanadische Marine kein großes Problem dar, war allerdings teuer und zeitraubend.
Das gesamte Antriebssystem musste gespült und gereinigt werden und mit einem Desinfektionsmittel versetzt werden. Die Tanks und Leitungen mussten geleert und getrocknet werden und alle Bestandteile des Treibstoffsystems mussten zerlegt und gesäubert werden.
Die Meeresingenieure haben in den letzten Jahrzehnten Hormoconis resinae als einen ernstzunehmenden Gegner zu fürchten gelernt.